Mittwoch, 22. April 2009

Qualität als Strategie für Radiomacher

Beim diesjährigen Radio-Workshop der Bundeszentrale für politische Bildung geht es um inhaltliche Strategien des Hörfunks von morgen.

Seit geraumer Zeit scheinen sich Radioleute neben dem Tagesgeschäft und den regelmäßig wiederkehrenden MA-Zahlen fast nur noch mit den künftigen technischen Verbreitungswegen ihres Mediums zu beschäftigen. Schon in dieser Frage herrscht weitgehend Ratlosigkeit. Während öffentlich-rechtliche Anstalten und die Landesmedienanstalten, als Aufsichtsbehörden für den privaten Rundfunk, nach wie vor das Digitalradio favorisieren, setzen führende Privatfunker zunehmend auf das Internet. Dazu gehört auch Hans-Dieter Hillmoth, Geschäftsführer und Programmdirektor der Radio/Tele FFH in Hessen, zudem Vorsitzender des Fachbereichs Hörfunk beim privaten Rundfunkverband VPRT. Demnächst muss sich Hillmoth auch mal wieder mit den künftigen Inhalten des Hörfunks befassen. Der einflussreiche Radiomanager ist einer der Referenten beim diesjährigen Radio-Workshop, den die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gemeinsam mit der Akademie für Politische Bildung vom 28. bis 30. Juni in Tutzing am Starnberger See veranstaltet.

Neben Hans-Dieter Hillmoth werden weitere prominente Radiomacher und renommierte Journalisten den Teilnehmern des Workshops ihre Ideen und Konzepte zum Leitthema “Qualität als Radio-Strategie” vorstellen. Darunter auch Volker Lilienthal, künftiger Professor für “Praxis des Qualitätsjournalismus” an der Universität Hamburg und noch verantwortlicher Redakteur bei “epd Medien”. Zur Erinnerung: Lilienthal hatte im Sommer 2005 nach jahrelanger Recherche die Schleichwerbereien in der ARD-Serie “Marienhof” öffentlich gemacht und brachte damit zeitweise den öffentlich-rechtlichen Rundfunk aus dem selbstgerechten Gleichgewicht. Als weitere Referenten und Diskussionsteilnehmer in Tutzing stehen unter anderem bereits fest: Ursula Daalmann, Redakteurin “Hallo Ü-Wagen” und Reinhard von Struve, beide vom WDR, Fee Rojas von der ARD-ZDF Medienakademie, Michael Reichert von der SWR Medienforschung, Konrad Kuhnt, der Chefredakteur des RBB-Programms radioBERLIN 88,8 sowie Michael Praetorius, Leiter der Onlineredaktion von Antenne Bayern. Teilnehmen dürfen Radiojournalisten, die für die dreitägige Veranstaltung lediglich eine Tagungsgebühr von 80 Euro entrichten müssen - darin sind Verpflegung und die Unterkunft direkt am Starnberger See bereits enthalten. Weitere Informationen und das Anmeldeformular gibt’s bei Hoerfunker.de

Samstag, 18. April 2009

Turn out the Light

Radio Caroline künftig ohne deutschsprachige Sendung.

Bei Radio Caroline, dem Satellitenprogramm und Nachfolger des ehemals legendären gleichnamigen Piratensenders, gibt es keine deutschsprachige Sendung mehr. Moderator Paul Meier kündigte am Ende seines heutigen Programms überraschend das "Aus" an. Gründe nannte er nicht. Auch auf der begleitenden Internetseite sind bislang keine Hinweise darüber zu finden, warum die deutschsprachige Sendung mit sofortiger Wirkung eingestellt wurden. Meier hatte seit Mai 2001 jeweils Samstags zwischen 08.00 und 10.00 Uhr eine "Classic-Rock-Show" mit Infos aus der Radiobranche in deutscher Sprache gestaltet. Am Ende seiner letzten Caroline-Sendung spielte er den Doors-Klassiker "Turn Out The Light".

Dienstag, 14. April 2009

Als Piraten noch Radio machten

Am Donnerstag startet in deutschen Kinos die britische Komödie “Radio Rock Revolution”.

14. April 2009. Das waren noch Zeiten Mitte der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Von Piraten, die Schiffe, Kapitäne und deren Besatzungen kaperten, um Lösegeld zu erpressen, war damals keine Rede. Dafür machten Piratensender Furore, zumindest in Großbritannien und auch in den Niederlanden. Radio Caroline war der bekannteste dieser Seesender, die außerhalb der Drei-Meilen-Zone vor Anker lagen und über die quäkende Mittelwelle Pop, Rock und flotte Discjockey-Sprüche Richtung britische Inseln und europäisches Festland ausstrahlten. Die Geschichte von Caroline ist streckenweise Vorbild für die Filmkomödie “Radio Rock Revolution”, die am 16. April in deutschen Kinos startet.

Der anstehende Filmstart war auch Anlass für eine Reihe von Veröffentlichungen über die Geschichte der Piratensender, darunter auch einiger Blödsinn. Mir hat das Stück von Wolf-Dieter Roth bei Radioszene gut gefallen, weil er die Filmhandlung mit der damaligen Piraten-Wirklichkeit abgleicht, ohne dabei gleich jeden chronistischen Fehlgriff im Drehbuch anzuprangern. Er kommt zum Schluss: “Der Amüsierfaktor des Films ist jedoch hoch.” Weniger nachsichtig geht Filmkritiker Philip French im britischen Observer mit “The Boat That Rocked” (englische Originaltitel des Films) um: Regisseur Richard Curtis habe das faszinierende Piratenradio der 60er Jahre in eine kindlich-alberne Posse verwandelt. Immerhin - so French zum Trost - in dem 2 Stunden und 15 Minuten langen Film sind zumindest 54 Golden Oldies auszugsweise zu hören: Kinks, Hollies, Procol Harum…