Donnerstag, 29. Januar 2009

Obama wird kein “Radio-Star”

Die traditionellen wöchentlichen Ansprachen des US-Präsidenten laufen jetzt bei YouTube und Co.

29. Januar 2009. Die letzte Radioansprache von George W. Bush lief am 17. Januar, drei Tage bevor er im Weißen Haus von Barack Obama abgelöst wurde. Kaum jemand nahm Notiz von der finalen “Radio Address” des scheidenden Präsidenten, obwohl damit eine über 75jährige Tradition im US-Radio zu Ende geht. Die Reihe der regelmäßigen Botschaften über den Hörfunk hatte bereits im März 1933 der damalige Präsident Franklin D. Roosevelt eröffnet, der sich auf dem Höhepunkt der wirtschaftlichen Depression mit einem “Fireside Chat” an das amerikanische Volk wandte. Dass diese “Kamingespräche” seinerzeit alles andere als belanglose Plaudereien waren, zeigt zum Beispiel die Tatsache, dass Roosevelt im Jahr 1941 in seinem “Fireside Chat” Japan den Krieg erklärte.

Kriegserklärungen wird es in den Ansprachen amerikanischer Präsidenten hoffentlich überhaupt nicht mehr geben - und wenn, dann wohl nicht über das Radio. Barack Obama hat nicht die Absicht im Nebenberuf “Radio-Star” zu werden. Der neue Mann im Weißen Haus setzt stattdessen auf das Internet, um seine Botschaften an das amerikanische Volk und den Rest der Welt zu verbreiten.

Eine Woche nachdem Bush sich von seinen Radiohörern endgültig verabschiedet hatte, meldete sich der neue Mann im Weißen Haus am 24. Januar mit seiner ersten “President Obama’s Weekly Address” über YouTube und weitere Internetplattformen. Bei Erstellung dieses Beitrags war der fünf Minuten lange Clip allein bei YouTube knapp eine Million Mal aufgerufen worden. Das ist für politische Botschaften sicherlich ein außerordentlich gutes Ergebnis. Obama hat damit allerdings längst keine Rekorde aufgestellt, wie Spiegel Online behauptet. Bei YouTube liegt der neue Präsident mit seiner ersten wöchentlichen Ansprache zurzeit auf Rang 54 in der Abrufstatistik für den Monat Januar. Rekordverdächtig ist dagegen das Video mit 1.200 New Yorkern, die bei eisigen Temperaturen in der U-Bahn Hosen und Röcke auszogen. Der Clip wurde bislang weltweit fast 6 Millionen Mal angeklickt. Dafür hat Obama die Hosen noch an.

Dienstag, 20. Januar 2009

Staatsfeinde zum Download

Mit der ARD-Krimiserie “Radio-Tatort” könnte das Hörspiel neue Anhänger finden, zumal fast alle neuen Folgen jetzt auch im Internet nachzuhören und herunterzuladen sind.

20. Januar 2009. Wer den “Staatsfeinde” im Radio hören will, muss sich beeilen. Die aktuelle Folge der Krimi-Reihe “Radio-Tatort” läuft am Dienstagabend zum letzten Mal bei RBB-radioeins. In den Tagen zuvor war das Hörspiel von insgesamt 14 weiteren ARD-Programmen ausgestrahlt worden. Zumeist allerdings weitgehend unter Ausschluss der breiten Öffentlichkeit, weil für die Krimiserie nur abendliche Sendeplätze in Programmen zur Verfügung stehen, die wie Bayern 2 oder MDR-Figaro im Vergleich zu den öffentlich-rechtlichen Dudelwellen ohnehin nur wenige Hörer haben. Da ist es gut, dass in diesem Jahr 11 der 12 geplanten Tatort-Folgen im Internet nachzuhören und auch als MP3-Audios herunterzuladen sind.

Wegen der im 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag festgelegten zeitlichen Beschränkungen für programmbegleitende Inhalte der öffentlich-rechtlichen Anstalten im Internet, muss allerdings auch der “Radio-Tatort” spätestens sieben Tage nach der letzten Ausstrahlung im Hörfunk wieder aus dem Netz genommen werden. Die Januar-Episode “Der Staatsfeind” ist demnach nur noch bis zum 26. Januar auf der Website zur Krimireihe abrufbar.

In dem 55 Minuten langen Hörspiel ermittelt Hauptkommissar Nadir Taraki vom LKA Düsseldorf bei einer Geiselnahme im Umfeld eines G8-Gipfels am Bonner Petersberg. Taraki, gesprochen von dem türkischstämmigen Schauspieler Baki Davrak, ist einer von insgesamt neun Ermittlern, die zwischen Hamburg und Bruck am Inn, einer fiktiven bayerischen Kleinstadt, auf Täterjagd sind. Jeden Monat gibt’s eine neue Folge, die ganz nach dem Vorbild der seit Jahrzehnten erfolgreich Fernsehserie Reihum im Auftrag einer der beteiligten ARD-Anstalten produziert wird.

Keine Kopie des Fernsehkrimis

Inhaltlich hat der “Radio-Tatort” mit der TV-Serie allerdings wenig gemeinsam. Bei Konzeption der Serie wurde von vornherein auf Adaptionen der Fernsehreihe verzichtet, um den besonderen dramaturgischen Anforderungen an Hörspiele gerecht zu werden. Zumindest aus Sicht der ARD-Verantwortlichen scheint das gelungen zu sein. Und es soll wohl künftig weitere Aktivitäten der Öffentlich-Rechtlichen in dieser Hinsicht geben, wie der seit Jahresbeginn amtierende ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust in einem Interview mit der Badischen Zeitung andeutete: “Wir müssen fortsetzen, was wir im Radiobereich zum Beispiel erfolgreich mit dem Radio-Tatort begonnen haben.”

Mit der - wenn auch zeitlich begrenzten - Möglichkeit, die Radio-Tatorte im Internet nachzuhören und herunterzuladen, könnte das ins Abseits geratene Genre des Hörspiels durchaus neue Anhänger finden. Ein spannender Krimi im MP3-Player ist beispielsweise auf einer langen Autofahrt allemal unterhaltsamer, als die ewig gleichen “größten Hits der 80er, 90er und dem Besten von heute” auf den Dudelwellen im Autoradio.